Annie

Text: Sofie Amann

Foto: Max Schorch

Innsbruck, Mai 2024

Tausend Ideen und Gedanken schwirren Annie täglich durch den Kopf, die sie mit Hilfe von Ton Realität werden lässt. „Anfangen tut’s immer mit meinem Notizbuch. Das habe ich immer dabei.“ Darin zeichnet Annie Entwürfe oder schreibt auf, welche ausgefallenen Konstrukte sie gerne versuchen würde. So hat sie immer ein kleines Sammelsurium an Ideen in ihrem Kopf. Die 25-Jährige liebt es mit ihren Händen Ton zu formen, organische und geometrische Elemente miteinander zu verschmelzen oder Kontraste zwischen unförmig und kantig herzustellen.


Morgens direkt nach dem Aufstehen setzt sich Annie zwei Stunden lang an die Drehscheibe. Dann genießt sie ihr Frühstück und stellt die gedrehten Gegenstände vom Vortag fertig. Beim Töpfern kommt es aufs Timing an - so auch bei ihrer Vase auf neun geschwungenen Beinen: Die Komponenten müssen gleichmäßig und langsam durchtrocken, müssen feucht genug zur Weiterverarbeitung sein und doch trocken genug, um im Gleichgewicht zu bleiben. So können Annies Ideen gerne mal ihren Tagesablauf bestimmen.


„Ich habe nicht so gern Pläne und Termine. Es stresst mich, zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo zu sein.“ Seit sie sich mit ihrer Kunst selbständig gemacht hat, kann sie ihre Zeit komplett frei einteilen. Annie genießt die Freiheit zu machen, was sie will, dorthin zu reisen, wo sie will und nicht nur fünf Wochen Urlaub im Jahr zu haben. Dass sie einmal ihren Lebensunterhalt mit Kunst verdienen wird, blieb lange ein kleiner Traum. Schon von klein auf hat Annie gemalt, geschrieben, gezeichnet, irgendwann ihren eigenen Schmuck gemacht und ihre eigene Kleidung genäht. Zum Ton führte sie letztlich ein Post auf Instagram, eine Tasse verziert mit Nasen und Mündern um 200 Dollar. Das war ihr zu teuer, sie dachte sich „das kann ich auch“ und bestellte einen 10 Kilo Sack Ton um nur neun Euro. An ihr erstes Projekt erinnert sich Annie noch genau: Eine Schmuckschale über und über mit Augen verziert. Die Augen sind bis heute ihr Wiedererkennungsmerkmal, auch wenn ihre handwerklichen Fähigkeiten nach hunderten getöpferten Objekten natürlich auf einem weitaus höheren Niveau sind.

Ich finde alle Sachen schön. Aber es gab noch keinen Gegenstand, der mir so gut gefallen hat, dass ich ihn selbst behalten wollte.

Annie hat hohe Ansprüche an sich: „Ich finde alle Sachen schön. Aber es gab noch keinen Gegenstand, der mir so gut gefallen hat, dass ich ihn selbst behalten wollte.“ Lange war eine kleine getöpferte Tasse mit vielen Stacheln darauf ihr Lieblingsstück, aber als ein Freund davon schwärmte, verkaufte sie die auch. „Das Schönste an meiner Arbeit ist für mich das Kreieren. Ich freue mich am meisten darüber, dass jemand meine Keramik mit nach Hause nehmen kann und sich jeden Tag darüber freut.“

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