Lucca & Fabian
Text: Lisa Prantl
Foto: Emanuel Kaser
Stubaital, Dezember 2023
An die frische Luft kommen Lucca Filz und Fabian Hutter trotz oftmals intensivem Studienalltag genug. Die beiden Lehramtsstudenten stehen fünf bis sieben Tage pro Woche am Fußballplatz. Wenn sie nicht gerade selbst mit der Kampfmannschaft des FC Stubai trainieren, kümmern sie sich um den Nachwuchs.
„Beim Fußball geht’s ums Leiberl. Niemand kommt samstags zum Spiel, um auf der Bank zu sitzen”, erklärt Lucca. Einen gewissen Konkurrenzkampf gäbe es innerhalb der Mannschaft natürlich, man lerne aber auch sich in ein Team einzufügen. „Auf unseren Trikots steht ’Gemeinsam stärker’”. Ein einzelner Ronaldo könne das Spiel nicht gewinnen und genauso würden sie nur als Team verlieren. Die Zähne zusammenbeißen und durchhalten, wenn es einmal darauf ankommt – auch das werde am Fußballplatz vermittelt. Fabian ergänzt: „Ich habe viele Studienkollegen, die vor einer Prüfung schwitzen. Wir lernen mit dem Druck umzugehen und an einem bestimmten Tag vorbereitet und fokussiert zu sein.” Aber sind das auch die Werte, die sie an die Kinder, die sie trainieren, weitergeben wollen?
Fabian coacht die U9, Lucca die U12 des FC Stubai. Beide begleiten ihre Teams bereits seit mehreren Jahren. Als angehende Lehrer wissen sie, wie wertvoll die Arbeit mit Kindern ist und auch welche Verantwortung damit einhergeht. „Nach Eltern und Lehrerinnen ist man als Fußballtrainer oftmals schon die nächste Bezugsperson. Die Kinder sehen einen dreimal pro Woche.”, erklärt Lucca. Man müsse sich bewusst sein, dass es deren Kindheit negativ beeinflussen könnte, wenn man sich als Trainer nicht gut verhält. „Wenn ich merke, dass es einem Kind nicht gut geht, sollte ich das außerdem im Auge behalten.” Pädagogisch ist Lucca schon gut geschult. Er hat an der sogenannten “Kindergarten”-Schule maturiert, auf dem Weg zum Volkschullehrer hat er aber schnell gemerkt, dass er eigentlich lieber mit älteren Kindern arbeitet und auf das Lehramtsstudium Geographie und Geschichte umgesattelt. Fabian hat erst das Fußballtraining mit den Kleinsten gezeigt, wie sehr ihm die Arbeit mit Kindern Spaß macht.
Nach vier Semestern Wirtschaftsrecht sattelt er um und ist auch nach den ersten Praktika überzeugt, dass er für sich den richtigen Weg gewählt hat. Fabian spielte früher in der Tiroler Auswahl und in der Fußballakademie. Er kennt das Leben als Leistungssportler. Bei seinen Trainings ginge es ihm aber eher darum den Kindern spielerisch Freude an der Bewegung zu vermitteln. Anstatt eigenen Vorbildern nachzueifern, möchte er selbst ein gutes Vorbild sein. „Teamgeist, Selbstvertrauen und auch einmal durchbeißen, das sind die Werte nach denen ich leben möchte”. Die Fernsehserie “Ted Lasso” ist für ihn eine der besten jemals. Ein American Football Coach trainiert darin einen englischen Fußballverein - etwas planlos, aber sehr idealistische und mit unkonventionellen Motivationsmethoden. Ob er selbst ähnlich coacht, wie der Amerikaner? „Naja, ich kenne mich halt mit Fußball aus...”, muss er über die Frage lachen: „...aber wie Lasso das Teamgefüge stärkt, finde ich gut. Da kann man als Trainer Eindruck machen.”
Lucca und Fabian sind beide schon als Kindergartenkinder zum Fußball gekommen. “Egal ob Buben oder Mädchen, beim Fußball ging es einfach darum, mit Freunden zusammen zu sein und Spaß zu haben”, erzählt Lucca. Beide wollen sich diese Einstellung zum Sport beibehalten. Wichtig ist ihnen auch, dass alle Spieler und Spielerinnen mit dem gleichen Respekt behandelt werden, egal welche Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung sie haben. „Menschen sollten nur nach dem beurteilt werden, was sie tun, nicht woher sie kommen”, sagt Fabian und Lucca ergänzt: „Am Platz zählt nur die Leistung.” Fabian hat vor einigen Jahren seine Fachbereichsarbeit für die Matura zum Thema Rassismus im Fußball geschrieben und sieht hier auch in Tirol Aufholbedarf: „Dass Rassismus unter Fußballfans oft noch “stadionfähig” ist, muss sich endlich ändern.” Nelson Mandela sagte einmal, Sport hätte die Kraft die Welt zu verändern. Lucca und Fabian glauben daran und möchten ihren Beitrag dazu leisten.