Marína
Text: Leonie Werus
Foto: Bernhard Poscher
Innsbruck, November 2022
Viel zu viel und meist ohne nachzudenken – so lässt sich das Kaufverhalten eines Großteils unserer Gesellschaft beschreiben. Eine, die das ändern möchte, ist Marína Kaanová. Als Teil eines nachhaltigen Startups hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Hippes Muster? Swipe nach rechts. Nicht dein Stil? Swipe nach links. Der Sweater, der den Kleiderschrank nicht ein einziges Mal verlassen hat, die Lederjacke, die ein absoluter Fehlkauf war, oder die Jeans, die zu eng geworden ist: Ihnen allen verleiht Uptraded ein neues Leben. „Seit Juni haben in Innsbruck 600 Kleidungsstücke durch unsere App eine zweite Chance bekommen, und es werden täglich mehr – nicht nur in Innsbruck, sondern in ganz Österreich und Deutschland“, schwärmt Marína, die fürs Marketing zuständig ist. Ihre Augen leuchten, als sie das Prinzip erklärt: „Wenn du dein Gewand aussortierst, lädst du Bilder von den einzelnen Stücken in deinen digitalen Kleiderschrank. In der App siehst du dir an, was andere aus der Community im Schrank haben, und swipest nach rechts, wenn du etwas gerne hättest. Gefällt dieser Person dann etwas von dir, könnt ihr miteinander chatten und einen Kleidertausch vereinbaren.“
So, wie Marína für ihre Arbeit brennt, tut sie das auch für Tirol – vor allem für die Natur und den Sport. Die gebürtige Slowakin ist für ihr Masterstudium nach Innsbruck gekommen und hat nicht vor, die Berge so schnell wieder zu verlassen. „Hier wird einem klar, welch großes Geschenk unsere Natur eigentlich ist. Wir dürfen nicht zulassen, dass die nächsten Generationen all das nicht mehr erleben können.“ Sie selbst versucht daher, möglichst umweltbewusst zu leben, was nicht immer ganz einfach ist, wie sie zugibt. An allen Ecken und Enden werde der Konsum in den Mittelpunkt des Glücks gerückt – wirklich zufrieden machen am Ende aber ganz andere Sachen, meint die 24-Jährige in fast akzentfreiem Deutsch: „Ich frage mich vor dem Kauf eines neuen Kleidungsstücks immer: Macht das mein Leben besser? In den meisten Fällen lautet die Antwort schlicht und ergreifend: Nein.“
Das eigene Konsumverhalten zu überdenken sei aber nur eine Möglichkeit von vielen, etwas zu verändern. Wichtig zu betonen ist Marína: Wer nachhaltige Entscheidungen treffen will, muss dazu nicht zwingend gut betucht sein. Im Gegenteil – oftmals lässt sich gleichzeitig sogar Geld sparen. Eben, indem man nichts für neue Kleidung ausgibt und stattdessen ein eigenes Stück hergibt. Oder, indem man Teil anderer Plattformen wird – einer wie Foodsharing, bei der auch zwei Mitglieder in Marínas Fünfer-WG aktiv sind. Mehrmals die Woche holen sie zu vereinbarten Terminen in kooperierenden Supermärkten Lebensmittel ab – all das, was am Ende des Tages sonst weggeworfen würde. „Wenn man dann ein Gericht aus dem kocht, was eigentlich in der Tonne gelandet wäre, schmeckt es besonders gut“, so die gelernte Marketing-Managerin.
Welchen Weg man nun konkret geht, um sich für die Umwelt einzusetzen, ist laut Marína also zweitrangig. Viel wichtiger: Zu realisieren, dass die Uhr tickt. Und, möglichst viele mit ins Boot zu holen.