Benjamin

Text: Denise Neher

Foto: Bernhard Poscher

Inzing, Jänner 2024

Benjamin Greil ist Freistilringer und hat ein großes Ziel: die Teilnahme an den olympischen Sommerspielen in Paris. Diesem Ziel ordnet er so gut wie alles unter.


Sogar zum Interview trifft sich Vollblutsportler Benni Greil im Trainingsraum. In der Turnhalle der kleinen Volksschule hat er, seit er ein kleiner Bub ist, unzählige Stunden verbracht. Bennis Heimatort Inzing gilt seit vielen Jahren als Österreichs Ringsport-Mekka und so hat er bereits im Alter von vier Jahren mit dem Ringen begonnen. „Mein Papa ist viele Jahre lang zu jedem Turnier gefahren. Die Unterstützung meiner Familie war ganz wichtig“, erklärt Benni mit leuchtenden Augen. Der 23-jährige hat am Sport-Borg in Innsbruck die Matura absolviert. Seit 2020 lebt er als Bundesheer-Leistungssportler seinen Traum vom Profisport.


Ganzkörper-Einsatz

Ringen zählt zu den körperlich anspruchsvollsten Sportarten, die Weltspitze glänzt mit einer außergewöhnlichen Fitness. Während des Interviews absolvieren Bennis Kollegen einen Konditionszirkel: verschiedene Cardio-Einheiten und dazwischen nur wenige Sekunden Pause. Wenn die muskelbepackten Burschen erschöpft und nach Luft ringend auf dem Boden liegen, erstaunt das die Interviewerin, Benni weniger. „Das ist unser Alltag“, grinst er und schaut seinen Kollegen aufmerksam zu. Viele der Anwesenden kennt er seit dem Kleinkindalter.

Der Profisport war schon immer Benjamins Ziel, seit 2020 lebt er seinen Traum.


Benni pendelt zwischen Tirol und Salzburg. Im Heeresleistungssportzentrum Rif in Salzburg trainiert er zwei Mal am Tag jeweils drei Stunden. Ringen ist eine Nischensport-Art, mit der nicht so viel Geld zu verdienen ist wie bei anderen Sportarten. Aber Geldverdienen ist für Benni auch gar nicht so wichtig. „Mich fasziniert der faire Kampf Mann gegen Mann, ganz ohne Hilfsmittel“, bringt er seine Leidenschaft fürs Ringen auf den Punkt.


Ein Ringer zielt darauf ab, seinen Gegner aus dem Stand in die Bodenlage und mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen. Dabei kommen Würfe, Schleuder- und Hebelgriffe zum Einsatz. Schläge, Tritte und Würgen sind verboten. „Da Ringer so gut trainiert sind, passiert relativ selten eine gröbere Verletzung“, so Benni.


Ein Ringer braucht so gut wie alle Muskelgruppen, dementsprechend umfassend ist das Training. „Wir trainieren quasi alles: Kraft, Geschicklichkeit, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Technik, und auch die geistige Fitness“, erklärt Benni.

Manche scheitern in der Jugend am Verzicht, für mich war aber nie etwas anderes interessanter als Ringen.

Ehrgeiz & Eifer

Warum ausgerechnet er den mühsamen Weg Spitzensport mit Erfolg gemeistert hat, beantwortet Benni so: „Ich sag immer: „work beats talent“. Ich war als Kind wahrscheinlich nicht der talentierteste, aber sicher bei den fleißigsten“, erklärt der 23-jährige. Für Benni war der Weg zum Profisport immer ganz klar: „Manche scheitern in der Jugend am Verzicht, für mich war aber nie etwas anderes interessanter als Ringen.“


Einen seiner bisher größten Erfolge hatte er im Herbst 2023 bei der WM in Belgrad mit Rang acht. Es war die ersten Top-Ten-Platzierung eines österreichischen Ringers seit über 20 Jahren. Benni gilt daher momentan als bester Ringer Österreichs und zählt zur absoluten Weltspitze. Im Frühling finden die Qualiturniere für die olympischen Sommerspiele in Paris statt, Olympionike zu sein, ist sein großes Ziel, auf das er seit Jahren hinarbeitet.


Generell möchte er seinen Sport noch lange ausüben, vermutlich bis 2032. „Ringer werden im höheren Alter oft erfolgreicher.“ Nach der Profisport-Karriere plant Benni Polizist zu werden. Als Vorbereitung für seinen späteren Beruf hat er daher vor kurzem an einer Privatuni das Fernstudium „Psychologie“ begonnen. An Ehrgeiz und Eifer mangelt es Benni auch außerhalb der Welt des Sports also nicht.

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