Locke

Text: Leonie Werus

Foto: Max Schorch

Innsbruck, Dezember 2023

Die Community ist ihr Antrieb, das Skaten ihre Leidenschaft.


Als open space ist sie gedacht, ihre FLINTA* Skatecommunity „Boobiebrettler“, die Locke gemeinsam mit zwei Freundinnen im Jahr 2020 gegründet hat. Offen für alle Frauen, Lesben, inter-sexuelle, nicht binäre, trans und agender Personen. Soweit zu den Begrifflichkeiten. „Boobiebrettler“ macht die Innsbrucker Skate-Szene jedenfalls ein Stück weit diverser. Und das sei auch dringend notwendig: An den meist männlich dominierten Skateplätzen hätten es die übrigen Personengruppen nämlich nicht immer leicht, wie Locke aus eigener Erfahrung weiß.


Vor sechs Jahren ist die in München und in Holland aufgewachsene Salzburgerin nach Innsbruck gekommen, hat ihren Bachelor in Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttourismus gemacht und zu skaten begonnen. Anfangs noch mit ein paar Mädels, die zu Corona-Lockdown-Zeiten in Tiefgaragen ihre Runden gedreht und sich gegenseitig gepusht haben, „dann kam eins zum anderen, wir gründeten einen Instagram-Account und aus unserer kleinen Gruppe wurde eine große, bunte Community.“

Für eine kleine Stadt habe Innsbruck eine richtig coole Skateszene, findet Locke.

Mittlerweile ist aus der Idee ein Verein geworden, und die Anzahl der „Boobiebrettler“ auf über 100 Mitglieder angestiegen. Zur wöchentlichen, offenen FLINTA* Skate Session in der Bachlechnerstraße sind Skatebegeisterte ebenso eingeladen wie all jene, die noch nie auf einem Brett gestanden sind und von zwei Trainer:innen die Basics lernen. „Es spielt keine Rolle, ob du ganz neu bist oder ein Profi: Innsbruck hat eine richtig coole Skateszene für eine Stadt dieser Größe.“ Und Locke muss es wissen, schließlich verreist sie selbst nie ohne ihr Board im Gepäck: „Egal, wo du bist – du wirst immer Leute finden, die dich aufnehmen und mit dir skaten gehen.“ Städte wie New York, Paris oder Ljubljana hat Locke auf diese Weise bereits kennen- und lieben gelernt, ist beim Auslandssemester in Schweden durch ihr Skateboard der Erasmus-Bubble entflohen.

Du musst im Moment leben, denn sonst küsst dein Kopf schnell den Asphalt.

Was es ist nun also, das die Faszination Skateboarding ausmacht? Die Bewegung? Das Adrenalin? Die Gemeinschaft? Wohl die Kombination aus alledem, nicht zu vergessen das Freiheitsgefühl, das Locke tagtäglich aufs Neue genießt: „Wir alle fahren die gleichen Tricks, aber trotzdem machst du selbst sie immer irgendwie anders und bist krass kreativ in dem, was du tust. Musst im Moment leben, denn sonst küsst dein Kopf schnell den Asphalt.“ Dass Skaten nicht ungefährlich ist, ist Fakt: Auf ihrem Weg zum Kick Flip etwa, einem Trick, bei dem das Board einmal um die Achse wirbelt, hat sich Locke zweimal die Bänder gerissen, und ist auch sonst im Krankenhaus mittlerweile ein bekanntes Gesicht. „Beim Skaten ist es normal, dass du hunderte Male failst – und fällst – bis es einmal hinhaut. Doch selbst dann musst du dranbleiben.“ Wenn sie gerade nicht an ihren eigenen Tricks feilt, gibt Locke im Rahmen des Sozialprojekts „Skaid“ Skateboard-Kurse für sozial benachteiligte Jugendliche, lernt für ihren zweiten Bachelor in Soziologie oder verfolgt mit ihrer Ausbildung zur Tätowiererin ein weiteres, nicht minder spannendes Hobby. Auch für die „Boobiebrettler“ gibt es im Team so einiges zu organisieren, zuletzt hat Locke mit ihrer Community einen Skatefilm gedreht und gebrandete Kleidung für den guten Zweck verkauft. In Innsbruck, wo die ganze Stadt ihr Spielplatz ist, fühlt sie sich aktuell jedenfalls pudelwohl, „allerdings frage ich mich manchmal schon, ob ich woanders, außerhalb meiner Komfortzone, nicht vielleicht mehr lernen würde. We’ll see, what the future brings.“

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