Jojo

Text: Leonie Werus

Foto: Max Schorch

Innsbruck, April 2024

Von Mut, Leidenschaft und großen Träumen, die gelebt werden wollen.


Sieben Jahre ist es her, dass Jojo mit seiner Schwester aus Nigeria nach Österreich flüchtete. Mit 14 Jahren – in einem Alter, in dem sich das Leben von Jugendlichen für gewöhnlich um Schularbeiten, Fußballtraining und Geburtstagsparties dreht – musste er alles Vertraute zurücklassen, um sich in Österreich ein neues Leben aufzubauen. Doch es ist nicht seine Flucht, um die es hier gehen soll, und auch nicht Jojos Status als Asylwerber oder die Tatsache, dass er im Alter von 20 Jahren und bestens integriert, noch immer auf seine Arbeitsgenehmigung warten muss. Denn feststeht, es ist so viel mehr, was Jojo ausmacht – längst ist er hier angekommen, wurde unfassbar nett aufgenommen, und anfängliche Berührungsängste auf beiden Seiten waren schnell überwunden.

Heute träumt Jojo davon, eines Tages mit seiner eigenen Marke in der Modewelt Fuß zu fassen, und hat darum einen Studiengang mit unternehmerischem Schwerpunkt gewählt.

Immer schon wollte Jojo in den Bergen leben, hatte Schnee zuvor nur aus dem Fernsehen gekannt und war umso faszinierter, als er seine neue Heimat erstmals unter einer dicken Schneedecke sah. Jojo besuchte die Mittelschule, schloss ein Gymnasium mit internationaler Matura ab und studiert mittlerweile Business & Management in Innsbruck. Sein Herz schlägt für Fashion – alles außer gewöhnlich, so ließe sich Jojos Style wohl beschreiben. Immer schon habe er mit seiner Kleidung auffallen wollen, und habe es geliebt, Farben zu kombinieren, während andere Jungs sich jeden Tag in Schwarz kleideten. Heute träumt Jojo davon, eines Tages mit seiner eigenen Marke in der Modewelt Fuß zu fassen, und hat darum einen Studiengang mit unternehmerischem Schwerpunkt gewählt. Durchaus eine Herausforderung, doch eine, die es sich angesichts seines Traums lohnt zu bewältigen. Und wenn man nicht träumt, so meint Jojo, wofür lohnt es sich zu leben? Wieso studieren, wenn man keine Zukunft sieht? Einen Namen für seine Marke hat er bereits im Kopf, der muss an dieser Stelle natürlich geheim bleiben.


In seiner Freizeit geht Jojo skaten oder snowboarden, und trainiert dreimal pro Woche mit der Innsbrucker Turnerschaft. Besonders angetan hat es ihm der Sprint, denn laufen, so sagt er, kannst du immer und überall, ohne Vorkenntnisse oder besonderes Equipment. Im Sprint vergisst Jojo ein paar Sekunden lang all seine großen und kleinen Probleme, rennt seinen Gedanken einfach davon. Sein positives Mindset verhilft ihm zu mehr Leichtigkeit im Leben, er versucht stets, optimistisch zu bleiben und sich nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen über Dinge, die sich nicht ändern lassen. Noch ist sein österreichisches Zuhause das SOS Kinderdorf, doch schon bald muss Jojo auf eigenen Beinen stehen. Wie dieser neue Lebensabschnitt konkret aussehen wird, steht noch in den Sternen. Angst macht ihm das aber keine, vielmehr freut er sich auf das, was kommt. In der Zukunft möchte er ferne Länder bereisen und die Fashionmetropolen dieser Welt mit eigenen Augen sehen. Will beweisen, dass kein Traum zu groß ist, um gelebt zu werden.

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