Nico

Text: Katharina Wildauer

Fotos: Nico Hafele

Innsbruck

Das Laufen hat Nico viel gelehrt: an sich zu glauben, über eigene Grenzen zu gehen – und die Welt besser zu verstehen. Und das machte ihn zu dem Menschen, der er heute ist: Student, Journalist, politisch interessiert.


Reflektiert, engagiert, feinfühlig und schlau wirkt Nico, wenn er über sich, sein Leben und seine Interessen erzählt. Ganz schön viel Impact, für unser erstes Gespräch. Er studiert Geographie, arbeitet im Awareness-Team des Innsbrucker Nachtclubs Arche Ahoi, nimmt an politischen, kulturellen und aktivistischen Events in der Stadt teil und schreibt als freier Journalist für das Straßenmagazin 20er. Vieles von dem, was der 26-jährige heute macht, wäre früher für ihn undenkbar gewesen. „Ich dachte immer, ich kann Dinge nicht.“ Als Kind sei er das Gegenteil seiner älteren Schwester gewesen: ruhig, vorsichtig, schüchtern.


Wie kommt es, dass er heute so outgoing wirkt, sich nicht nur für gesellschaftliche Themen interessiert, sondern auch engagiert? Der Sport hat vieles verändert, ist sich Nico sicher. Während seiner Hotelfachausbildung in München beginnt er mit leichtathletischem Laufen. „Nur du selbst bestimmst“, sagt Nico. Da wird die innere Stimme leiser und der Mut lauter. Wäre es früher eine große Überwindung für ihn gewesen, etwas alleine zu unternehmen, geht er heute gerne auch alleine auf Parties und Veranstaltungen.


Laufen hat ihm eines gelehrt: „Ich weiß, es wird sich schlimm und unmöglich anfühlen, aber am Ende ist es immer schön und hat sich gelohnt.“  Beim Training lernt Nico nicht nur viel über sich selbst und das Über-sich-hinaus-Wachsen, sondern auch über die Welt. Sein damaliger Trainer ist ehemaliger UN-Mitarbeiter und hilft ihm, internationale Geschehnisse einzuordnen. So etwas prägt.

Innsbruck ist Nico lieber als München. Auch wenn er kein Bergsportler ist, mag er es, von der Stadt aus, jederzeit die Natur sehen zu können.

Als er mit 24 für das Studium nach Innsbruck zieht, baut er sich einen Freundeskreis aus gleichgesinnten und engagierten Menschen auf. Besonders das Thema Migration ist ihm wichtig und die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich, die, wie er glaubt, vielfach auf die Politik hier im Land zurückgehen. Ibiza, Pandemie, Korruption: „Es ist wichtig, in Österreich Journalismus zu betreiben“, so Nicos Fazit. Seine Zukunft sieht er deshalb auch in ebendieser Branche - am liebsten würde er für eine Wochenzeitung wie Die Zeit oder den Falter schreiben. Medien, in denen er Geschehnisse einordnen, Diskurse führen und aufklären kann.

Menschen haben keine bösen Absichten
– Nico

Nicos Traum ist es, den Hass und das Unverständnis aus hitzigen Diskussionen und die Gesellschaft zusammen zu bringen. Denn er ist überzeugt: „Menschen haben keine bösen Absichten, viel eher sehen sie manche Zusammenhänge nicht“. Er möchte verstehen, woher unterschiedliche Meinungen kommen, wie es zu Verschwörungstheorien und Radikalisierung kommen kann – und wie man diese überwindet. Nicht von oben herab, sondern mit Feingefühl, Verständnis und Fakten.

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