Jana

Text: Leonie Werus

Foto: Roman Huber

Schönwies, April 2023


Menschen helfen. Dabei, wieder gesund zu werden, oder ganz einfach, wieder öfter zu lächeln. Das ist es, was Jana tun will. Wie und wo? Zweitrangig.


Zähneputzen, waschen, Essen zerkleinern. Medikamente verabreichen, Blut abnehmen, Katheter legen. Es ist ein abwechslungsreicher Alltag, der Jana vorschwebt, wenn sie an ihre Zukunft denkt. Und das tut sie momentan ganz schön oft, schließlich rückt der Abschluss mit großen Schritten näher. Klar mache sie sich da Gedanken, wohin es danach gehen soll, so die 19-Jährige. Danach – das bedeutet nach der Ausbildung. In ihrem Fall ist es das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Zams, dem sie schon bald den Rücken kehren wird. Und zwar voller Elan, Gutes zu tun. Vielleicht im Ausland, als Teil eines Hilfsprojekts, oder für die Umwelt. Urlaub soll es jedenfalls keiner werden, alles andere lässt Jana auf sich zukommen. Hauptsache: Mit Menschen arbeiten.

Bei manchen Einsätzen sitzt du hingegen im Auto und würdest am liebsten schreien, vor lauter Adrenalin. So sehr stehst du unter Strom.

Die soziale Ader war bei Jana so gut wie vorprogrammiert – in einer Familie, in der beide Elternteile und die zwei Schwestern allesamt im sozialen Bereich arbeiten. Dass ein Gesundheitsberuf genau das ist, was auch sie aus vollster Überzeugung machen möchte, hat sie aber letztendlich selbst gemerkt – im Zuge ihres Freiwilligen Sozialen Jahres bei der Rettung. Eine Zeit voller neuer Eindrücke sei es gewesen, mit vielen Herausforderungen, ergreifenden Momenten und jeder Menge schöner Begegnungen. „Bei manchen Einsätzen sitzt du hingegen im Auto und würdest am liebsten schreien, vor lauter Adrenalin. So sehr stehst du unter Strom.“ Natürlich seien da auch die anderen Einsätze – die, die so richtig unter die Haut gehen. Wenn es Tote gibt, zum Beispiel, oder andere schwierige Situationen, in denen es ganz einfach zu spät ist. An solchen Tagen sei es die Nachbearbeitung im Team, die einen nachts ruhig schlafen lasse: „Wenn du da nicht mit jemandem darüber sprichst, über das, was in dir vorgeht, bist du in diesem Beruf ganz schnell ausgebrannt.“

Raus und Kopf aus: auf ihrer Spazierrunde kann Jana abschalten.

Brennen – das tut Jana hingegen sehr wohl, wenn es um ihre Ausbildung geht, die vielfältiger kaum sein könnte. Ein paar Monate im Klassenzimmer, dann wieder im Praktikum, um das Gelernte gleich in der Praxis anzuwenden. Gesehen hat sie schon so einiges, war im Krankenhaus, bei der Lebenshilfe, im Altersheim und im Sozialsprengel. Es sind die Begegnungen mit Menschen in allen Lebenslagen, die sie antreiben: „Wenn jemand mit Beschwerden ins Krankenhaus kommt, und es nach einer Woche wieder pumperlg’sund verlässt, dann lässt dich alle Strapazen vergessen, die du mitunter auf dich nimmst.“ Denn ja, es gibt sie auch in diesem Beruf – die nicht ganz so schönen Seiten: Lange Tage, gewöhnungsbedürftige Arbeitszeiten und Personalmangel. Letzteren bekommt Jana vor allem dann zu spüren, wenn sie sich für Patient:innen nicht so viel Zeit nehmen kann, wie sie es gerne tun würde. Doch alles nicht so tragisch, meint die 19-Jährige. Dafür, Menschen Zeit zu schenken und im Gegenzug deren Dankbarkeit zu spüren, bleibt ihr schließlich noch ihr Leben lang.

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