Valerie

Text: Leonie Werus

Foto: Florian Scheible

Innsbruck, September 2023

„Was, das kann man studieren?“ Und wie man das kann. Bestes Beispiel dafür ist Valerie Fritz, Cellistin mit Leidenschaft für alles, was neu ist.


Rhythmisch klopfen ihre Finger auf den Hals des Cellos. Wandern am Griffbrett entlang, hinunter bis zum Steg, wieder hinauf bis zur Schnecke und rufen Klänge hervor, die eher an Trommeln erinnern als an ein Saiteninstrument. Ein Bogen fehlt in diesem Stück. Wobei, fehlen ist bekanntlich Ansichtssache. Denn feststeht: Die Geräusche, die Valerie aus ihrem Instrument herauskitzelt, können sich definitiv sehen – oder besser gesagt hören lassen. Zu zeigen, dass ein Cello nicht nur so klingen muss, wie man es aus der klassischen Musik kennt, treibt die aus Mutters stammende Musikerin an. Mit ihren 26 Jahren demonstriert sie regelmäßig alle Facetten ihres Instruments – und das mit einer Leidenschaft, die sichtlich auf ihr Publikum übergeht.


Nach ihrer Schulzeit am Musikgymnasium samt Unterricht am Innsbrucker Konservatorium wechselte Valerie an die Universität Mozarteum Salzburg, wo sie aktuell kurz vor ihrem Masterabschluss steht. Künstlerische Erfahrungen gesammelt hat sie in der Zwischenzeit schon so einige: Regelmäßig steht sie mit der Camerata Salzburg, dem Ensemble NAMES oder solistisch auf der Bühne, hat zwei Wettbewerbe für sich entscheiden können und kuratiert ihre eigene Konzertreihe noiz//elektrorauschen in Innsbruck. Ihr Repertoire ist breit gefächert, sie liebt die klassische Musik, doch besonders begeistert sie sich für moderne Musik – gerne auch in Kombination mit Elektronik. Es kann ihr nie experimentell genug sein: „Da kann es schon mal passieren, dass sich mein Cello während eines Stückes um die eigene Achse dreht und ich zusätzlich noch Singen oder Schauspielen muss.“ Von ihrem Publikum wünscht sie sich offene Ohren und die Neugierde, Unerhörtes zu entdecken. „Was ein gutes Konzerterlebnis ausmacht? Dass man anders hinausgeht, als man hinein gegangen ist.“

Wenn es mit ihrer Musik nicht klappt, macht Valerie keine Angst. Dann gibt es eben Plan B.

Studium und Beruf zu vereinen, sei aktuell die größte Herausforderung, wie sie erzählt: „Freischaffend zu sein, bedeutet, in viele verschiedene Projekte gleichzeitig involviert zu sein und weit im Vorhinein planen zu müssen. Ein Vorteil meines Metiers ist, dass ich bereits während meines Studiums arbeiten kann, doch lässt sich das terminlich nicht immer so vereinbaren, wie ich es gerne hätte.“ Unter diesem Aspekt wird die Planung also nach dem Abschluss einfacher werden. Was ihre eigene Zukunft betrifft, ist sie jedenfalls positiv gestimmt, hat schon so einige spannende Projekte in Aussicht und eine Grundzuversicht, dass alles noch besser kommen wird als geplant, auch wenn es keine finanzielle Sicherheit gibt in ihrem Beruf. „Sollte es mit der Musik wider Erwarten doch nichts werden, fallen mir auf Anhieb zehn andere Dinge ein, die ich gerne machen würde“. Doch: Da ist so ein Gefühl, dass wir noch ziemlich viel von ihr hören werden. Von der Cellistin, die ihr Instrument auf den Kopf stellt.

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